#912 The Rum Diary

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Kasi Mir
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#912 The Rum Diary

Beitrag von Kasi Mir »

Hallo allerseits,
schade, schade - selbst die Leib-und-Magen-Projekte von Johhny Depp (auf Zureden Depps hatter Hunter S. Thompson überhaupt erst die Romanvorlage veröffentlicht; Depp hat ungefähr ein Jahrzehnt versucht, die Verfilmung auf den Weg zu bringen) gelingen nicht mehr wirklich. Ich fand "The Rum Diary" nett anzusehen und auch recht unterhaltsam - bis ich nach und nach dahinterkam, daß der Film eigentlich nur Storyfragment an Storyfragment reiht, meist an der Oberfläche sowohl der Handlung als auch der Figuren bleibt und nicht einmal die Konzentration aufbringt, den "roten Faden" (und ich benutze den Begriff sehr großzügig) sauber zu erzählen. Mehr als gerade noch eine glatte Drei kann ich dafür leider nicht vergeben.

Immerhin täuscht der Name des Werks nichts vor - Rum und andere Drogen spielen eine wesentliche Rolle bei den Eskapaden des verhinderten Schriftstellers Kemp als Käseblatt-Reporter im Puerto Rico der 1960er. Und auch das "Diary" ist deutlich erkennbar, verfolgt der Film doch weniger eine fortlaufende Handlung als mehr eine nur lose verbundene Sammlung von Einzelereignissen, die oft für sich im Raum stehen bleiben. Soweit ich weiß (ich habe keine von Thompsons Werken gelesen und kann mich nur daher nur auf Berichte stützen), hat das Drehbuch diese Eigenschaften von der Romanvorlage geerbt, doch macht Werktreue allein keinen guten Film. Die Beliebigkeit einer ganzen Reihe von Handlungen und Ereignissen während Kemps Zeit in Puerto Rico machen es sehr schwer nachzuvollziehen, wie die Wandlung vom nonchalanten Trunkenbold zum Reporter mit sozialem Gewissen von Statten geht, die meiner Ansicht nach den roten Faden der Geschichte bildet. Johnny Depp spielt dabei weniger selbstverliebt und etwas zurückgenommener als zuletzt, aber immer noch mit deutlichem Hang zur Theatralik. Der Johnny Depp aus "Arizona Dream", "What's Eating Gilbert Grape" oder selbst "Don Juan De Marco" hätte das vielleicht gekonnt, doch offenbar hat viermal Jack Sparrow Spuren hinterlassen.

Die übrigen Schauspieler sind auch keine Hilfe - Aaron Eckhart spielt den Immobilienhai Sanderson routiniert, mehr nicht. Richard Jenkins als Zeitungsboss bekommt kaum etwas zu tun, Giovanni Ribisi gleicht die fehlende Theatratik von Depp mehr als aus, und Amber Heard ist hübsch und sonst nichts. Solche Eye-Candy-Rollen ohne Substanz (sie spielt eigentlich kaum etwas anderes) sollte sie in Zukunft vermeiden, wenn sie irgendwann auch mal als Schauspielerin ernstgenommen werden will - da ist ja selbst Kristen Stewart vielseitiger 8-).

So plätschert "The Rum Diary" so dahin wie die Spirituosen, gelungene Einzelszenen wechseln sich ab mit Füllware, und irgendwann ist der Film halt
Spoiler:
mit dem "Happy End" auf einer Texttafel!
einfach zu Ende. Insgesamt kann ich den Film so nicht besser finden als die belanglose Hochzeitsklamotte der Vorwoche - und die hat bestimmt wesentlich weniger Anstrengung und Aufwand erfordert. Schade, schade...

Gruß
Kasi Mir
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Roughale
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Re: #912 The Rum Diary

Beitrag von Roughale »

Ich war kurz davor zu gehen, nicht weil ich den Film nicht mag, sondern weil ich ihn schon kenne, die BD aus UK steht schon längere Zeit im regal und wurde auch schon angesehen, aber irgendwie sass man halt und gleich wieder die ganzen Leute zum Vorbeikommen stören...

Ich merkte sehr schnell, dass mich der von Kasi kritisierte Episodencharakter, im Gegensatz zu meiner Erstsichtung, nun nicht mehr sonderlich störte, ich erfreute mich der wunderschönen Landschafrt und der sehr stimmig umgesetzten Atmosphäre der beginnenden 60s. Daneben erfreute ich mich erneut über das sehr gute Schauspiel von Depp, war aber auch begeistert von Ribisi, dessen Schauspiel hier ja bei einigen als Overacting abgetan wurde, klar, er fuchtelt heftig am Overacting, aber zum einen bringt er den kaputte gesoffenen Alkie sehr gut rüber und stellt die Thompsonsche Schauergestalt einer Vision, wie er selbst enden könnte, sehr stimmig dar. Meine Rezeption Thompsons liegt schon etwas zurück und ich weiss gar nicht mehr, ob The Rum Diaries dabei war, aber ich meine, es gibt mehrere Geschichten, in denen ein solches Wrack ebenso übertrieben dargestellt wird. Aber da das alles im Rahmen meines Studiums in einem Seminar zu den Beat Poets und der drug-influenced literature war (sogar rückblickend kam da der im Film erwähnte Junkie Coleridge drin vor, was mich als Iron Maiden Fan besonders interessiert hatte ;)), sind die Erinnerungen irgendwie etwas im rauschartigen Gedächtnis vernebelt 8) ) - ich schweife ab... Vielleicht ist sogar das Buch The Rum Diaries eine Ansammlung kurzer Geschichten, was bei dem Titel nicht abwegig erscheint... Und dass man die Entwicklung Kemps nicht so ganz mitbekommt, sehe ich darin begründet, dass solch Sachen bei Thompson eher Nebensache sind, der Fokus lag eher auf dem Rausch...

Kein zweiter Fear and Loathing in Las Vegas, aber immer noch ein gut erzählter Film mit wunderschöner Landschaft - für mich eine 2.
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Re: #912 The Rum Diary

Beitrag von DrManhatten »

Kann mich Rafael nur anschließen, habe den Film ebenfalls vor einer Weile schon gesehen. Hatte ihn als relativ langweilig und unzusammenhängend in Erinnerung.

Gestern in er Sneak war ich allerdings nicht wirklich wach und bin zwar nicht eingeschlafen, aber in so einem Zwischenstadium, war so dann ganz gut der Film. Depp und Ribisi ham mir ganz gut gefallen und zu Hause gab es dann erstmal einen Rum (aus Guatemala, aus Puerto Rico hab ich keinen... Hat jemand darauf geachtet, wie der Rum im Film hieß?), von daher bekommt der Film eine 2-.


Hat außer mir noch jemand an das Lied gedachtzwischendurch: http://www.youtube.com/watch?v=hpCr4JTDiOs ;)


"Robinson had been sober for six-and-a-half years before he started writing the screenplay for The Rum Diary.[12] The filmmaker found himself suffering from writer's block. He started drinking again, a bottle of alcohol a day until he finished the script and then he quit drinking again. He spent a year filming in Puerto Rico, Mexico and Hollywood and resisted drinking until they arrived in Fajardo. Robinson remembers, "It was 100 degrees at two in the morning and very humid. Everyone's drenched in sweat. One of the prop guys goes by with a barrow-load of ice and Coronas. I said: 'Johnny, this doesn't mean anything.' And reached for a Corona. ... Some savage drinking took place. When I was no longer in Johnny's environment I went back to sobriety.""
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Roughale
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Re: #912 The Rum Diary

Beitrag von Roughale »

Ich habe mal nachgeforscht, wann ich den Film schon gesehen hatte, das war vor ziemlich genau 2 Monaten - komisch, kam mir echt länger vor...

Liegt es am Wetter, oder am Rum im Film, ich habe heute einen regelrechten Hangover :lol:
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Re: #912 The Rum Diary

Beitrag von noidea »

Ich fand den Film, wenn auch unzusammenhängend, durchaus unterhaltsam.
Johnny Depp ohne Schminke empfand ich als sehr wohltuend. Die Mimik sehr dezent. Passte alles.
Von der Dauer her hätte man den Film sicherlich noch etwas eindampfen können, aber im großen und ganzen fand ich den Film deutlich besser als die Filme der letzten beiden Wochen. Für mich aber wieder mal ein Beweis dafür, dass Filme kaum Objektiv zu bewerten sind. Während meine Sitznachbarn "Snowwhite and the Huntsman" in höchsten Tönen lobten fiel der bei mir (ähnlich wie bei den Fünf Filmfreunden: http://www.fuenf-filmfreunde.de/2012/06 ... -3-review/) völlig durch.

Lange Rede. Kurze Note: 2-
Marko mit K
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Re: #912 The Rum Diary

Beitrag von Marko mit K »

Mir fällt gerade auf, dass die Nummerierung bei Rum Diary und A Few Best Men falsch ist. Müsste doch 911 und 912 sein statt 611 und 612. :D
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Kasi Mir
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Re: #912 The Rum Diary

Beitrag von Kasi Mir »

Marko mit K hat geschrieben:Mir fällt gerade auf, dass die Nummerierung bei Rum Diary und A Few Best Men falsch ist.
Danke für den Hinweis, habe ich sofort geändert. Das kommt davon, wenn man die Topics immer zwischen 1 und 2 Uhr nachts erzeugt. 8)
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Roughale
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Re: #912 The Rum Diary

Beitrag von Roughale »

Kasi Mir hat geschrieben:
Marko mit K hat geschrieben:Mir fällt gerade auf, dass die Nummerierung bei Rum Diary und A Few Best Men falsch ist.
Danke für den Hinweis, habe ich sofort geändert. Das kommt davon, wenn man die Topics immer zwischen 1 und 2 Uhr nachts erzeugt. 8)
Sicher, dass du nicht in der katholischen Geschichtsschreibung gearbeitet hast, oder in der der DDR? :lol: Wir können ja die alten Sneaks als "vuS" (vor unserer Sneak) bezeichnen :mrgreen:
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