schade, schade - selbst die Leib-und-Magen-Projekte von Johhny Depp (auf Zureden Depps hatter Hunter S. Thompson überhaupt erst die Romanvorlage veröffentlicht; Depp hat ungefähr ein Jahrzehnt versucht, die Verfilmung auf den Weg zu bringen) gelingen nicht mehr wirklich. Ich fand "The Rum Diary" nett anzusehen und auch recht unterhaltsam - bis ich nach und nach dahinterkam, daß der Film eigentlich nur Storyfragment an Storyfragment reiht, meist an der Oberfläche sowohl der Handlung als auch der Figuren bleibt und nicht einmal die Konzentration aufbringt, den "roten Faden" (und ich benutze den Begriff sehr großzügig) sauber zu erzählen. Mehr als gerade noch eine glatte Drei kann ich dafür leider nicht vergeben.
Immerhin täuscht der Name des Werks nichts vor - Rum und andere Drogen spielen eine wesentliche Rolle bei den Eskapaden des verhinderten Schriftstellers Kemp als Käseblatt-Reporter im Puerto Rico der 1960er. Und auch das "Diary" ist deutlich erkennbar, verfolgt der Film doch weniger eine fortlaufende Handlung als mehr eine nur lose verbundene Sammlung von Einzelereignissen, die oft für sich im Raum stehen bleiben. Soweit ich weiß (ich habe keine von Thompsons Werken gelesen und kann mich nur daher nur auf Berichte stützen), hat das Drehbuch diese Eigenschaften von der Romanvorlage geerbt, doch macht Werktreue allein keinen guten Film. Die Beliebigkeit einer ganzen Reihe von Handlungen und Ereignissen während Kemps Zeit in Puerto Rico machen es sehr schwer nachzuvollziehen, wie die Wandlung vom nonchalanten Trunkenbold zum Reporter mit sozialem Gewissen von Statten geht, die meiner Ansicht nach den roten Faden der Geschichte bildet. Johnny Depp spielt dabei weniger selbstverliebt und etwas zurückgenommener als zuletzt, aber immer noch mit deutlichem Hang zur Theatralik. Der Johnny Depp aus "Arizona Dream", "What's Eating Gilbert Grape" oder selbst "Don Juan De Marco" hätte das vielleicht gekonnt, doch offenbar hat viermal Jack Sparrow Spuren hinterlassen.
Die übrigen Schauspieler sind auch keine Hilfe - Aaron Eckhart spielt den Immobilienhai Sanderson routiniert, mehr nicht. Richard Jenkins als Zeitungsboss bekommt kaum etwas zu tun, Giovanni Ribisi gleicht die fehlende Theatratik von Depp mehr als aus, und Amber Heard ist hübsch und sonst nichts. Solche Eye-Candy-Rollen ohne Substanz (sie spielt eigentlich kaum etwas anderes) sollte sie in Zukunft vermeiden, wenn sie irgendwann auch mal als Schauspielerin ernstgenommen werden will - da ist ja selbst Kristen Stewart vielseitiger .
So plätschert "The Rum Diary" so dahin wie die Spirituosen, gelungene Einzelszenen wechseln sich ab mit Füllware, und irgendwann ist der Film halt
Gruß
Kasi Mir