Pynng hat geschrieben:Wenn ihr prinzipiell eher für "nicht löschen" seid, kann ich das respektieren, aber dann sollten zivile Umgangsformen auch deutlich eingefordert werden, IMHO.
Nein, gegen Personen oder Personengruppen gerichtete Beleidigungen würden wir hier sicherlich auch nicht akzeptieren. Daß heißt aber IMHO nicht, daß gleich jedes unflätige oder herabwürdigende Wort unabhängig vom Kontext zensiert werden muß - man kann Diskussionen auch in Political Correctness ersticken.
Pynng hat geschrieben:(Und nein, bislang hatte ich nie den Eindruck, daß jemand im mySneak Team so denkt, deshalb hat mich Kasi Mirs relativ neutrale Präsentation dieser "Qualitätsäusserung" auch so umgehauen...)
Nun, zum einen behalte ich mir wertende Bemerkungen normalerweise für meine Filmkritiken auf, die ich normalerweise nicht in der Montagnacht schreibe (zum einen aus Zeitgründen, zum anderen, um die Diskussion nicht vorab einzufärben).
Zum anderen habe ich das Zitat vom MM ehrlich nicht als Beleidigung oder Herabwürdigung bestimmter Personen(gruppen) gesehen, sondern als - etwas infantile, vielleicht ja auch witzig gemeinte - Bemerkung zum Thema des Films. Hätte MM klar gegen Homosexuelle Stellung bezogen, wäre das etwas anderes gewesen, so aber könnte man das schlimmstenfalls als Angriff auf die Macher des Films verstehen, die den Schutz durch das Team von mySneak.de wirklich nicht nötig haben.
Und meine Poltical Correctness ist nicht so ausgeprägt, daß ich bei jedem "bösen" Wort gleich einen Lösch-Kreuzzug zu beginnen. Ich halte es da mit der Bullyparade: "Ja, sind wir denn Mädchen?"
Um dann mal die Kurve wieder zurück zum Film zu finden: ich gebe "Behind the Candelabra" eine 2-. Der Film brilliert mit zwei Schauspielern, die ihre - durchaus ungewohnten - Rollen bis aufs i-Tüpfelchen perfekt spielen; gerade Douglas hat - soweit ich den Vergleich zum 'öffentlichen' Liberace ziehen kann - alle Gesten, Bewergungen und Spleens des Showpianisten geradezu erschreckend gut drauf. Auch Matt Damon spielt den jungen Naivling, der sich von dem Charisma Liberaces (und dessen glitzernder Kunstwelt) von den Füßen reißen läßt und erst nach und nach die Schattenseiten des Entertainers kennenlernt, vollauf überzeugend, vor allem, wenn man bedenkt, daß Damon selbst die meiste Zeit des Films bereits deutlich älter als seine jugendliche Figur ist. Und wo ich den Kitsch-Overkill schon angesprochen habe: "Behind the Candelabra" sieht - vor allem, wenn man bedenkt, daß er mit einem (wenn auch üppigen) TV-Budget gedreht wurde - einfach blendend aus, die späten 70er und frühen 80er werden graubwürdig wieder zum Leben erweckt und der extravagante Reichtum Liberaces eindrucksvoll bebildert.
Schwächen hat der Film hingegen in erzählerischer Sicht, denn der Handlungsbogen weicht kaum von zum Teil schon sehr ausgelutschten Stereotypen ab; die Geschichte vom naiven jungen Ding (diesmal halt männlich), daß sich zuerst von dem Hochglanz des Showbusiness (und eines Stars) vereinnahmen läßt und nur nach und nach den schmerzhaften Weg zur eigenen Emanzipation findet, kommt einem eben auch deswegen so bekannt vor, weil man sie schon oft gesehen hat. Insofern überrascht einen "Candelabra" eher visuell denn erzählerisch. Trotzdem läßt Soderbergh mit seiner Regieerfahrung das Ganze nie langweilig werden, weswegen ich das Werk trotz des bestenfalls mittelmäßigen Skriptes im Endeffekt für einen guten Film halte, der allein schon wegen Douglas und Damon (und der handvoll Szenen mit Rob Lowe
) sehenswert ist.
Gruß
Kasi Mir