emma hatte ja auf Facebook gefragt:
emma hat geschrieben:Ja was denn nun, flache Witze oder höchst unterhaltsam?
Ich denke, "Despicable Me 2" ist beides, zumindest zu gewissen Anteilen. Ich habe mich mehrmals meaphorisch kaputtgelacht bei der Fortsetzung der Geschichte um (Ex-)Bösewicht Gru, seine Familie und seine "Mitarbeiter". Trotzdem erreicht er nicht das Niveau seines Vorgängers, sondern gefällt sich vor allem darin, die große Minion-Slapstickshow zu präsentieren. Demgegenüber fällt die Rahmenhandlung mit der Suche nach einem Bösewicht im örtlichen Einkaufszentrum doch deutlich ab; der Film verliert immer an Tempo und Witz, wenn auf diese Hauptgeschichte zurückgegriffen wird und die Minions in den Hintergrund treten. Fast wirkt es so, als hätten die Drehbuchautoren Daurio und Paul eigentlich am liebsten gleich den "Minions"-Film gemacht, der dann im nächsten Jahr tatsächlich folgt.
Die persönliche Bewertung von "DM2" wird ziemlich klar davon abhängen, was einem am ersten Teil eigentlich am meisten gefiel. Für diejenigen, die schon vor allem von den "Minions" begeister waren, wird diese Fortsetzung hochwillkommenen Nachschub bieten - und dieser Nachschub ist durchaus gut gemacht. Wenn ich oben emmas "Flachwitz"-Zitat aufgegriffen habe, dann meine ich das durchaus anerkennend. Slapstick ist eine der ältesten Filmtraditionen überhaupt, die ersten Jahrzehnte der Kinematographie sind durchsetzt mit Werken, die im Kern alberne, oft physische Scherze präsentieren. Und viele dieser Klassiker z.B. von Buster Keaton, Charlie Chaplin, Laurel and Hardy, später auch von den Marx Brothers sind noch heute hochgeschätzt, weil der Reiz von Slapstick eben zeitlos ist. In dieser Tradition stehen die "Minions" und sie können durchaus gut mithalten mit ihrem kindischen Gebaren. Den Animateuren gebührt hier ein besonderes Lob, denn Slapstick steht und fällt mit gutem Timing - und das von "DM2" ist in diesen Sequenzen von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen makellos.
Der erste Teil von der Abenteuer um Gru bot aber noch mehr, und dort kommen meines Erachtens die Defizite der Fortsetzung deutlich zum Vorschein. So bot der 2010er-Film neben den "Schenanigans" der Minions noch einige clevere Seitenhiebe auf das Superhelden-Genre, vor allem, was die Schurken in diesen Werken angeht. Und natürlich stand im Kern die Wandlung des griesgrämigen Villains Gru zu einem liebevollen Familienvater und (widerwilligen) Helden. In der nachvollziehbaren Darstellung dieser Veränderung - und den herzerwärmenden Interaktionen zwischen Gru und seinen späteren Adoptivtöchern - lag meines Erachtens die wahre Stärke des Films, die sich ideal mit dem restlichen Kasperletheater verband. Leider spielen die Kinder in "DM2" kaum noch eine Rolle; die älteste Margo erhält immerhin noch eine halbgare (und ziemlich abrupt endende) Coming-of-Age-Geschichte, Agnes fungiert zwei-, dreimal als Stichwortgeber, vor allem für die ebenfalls wenig ausgearbeitete Romanze zu der ziemlich gestelzt agierenden Geheimagentin Hattie, Edith hat eigentlich gar nichts zu tun. Dazu hat die Geschichte rund um die verdeckte Suche nach einem Superschurken mit Monsterserum leider auch enttäuschend wenig Substanz; kaum hat man Grus Scheinidentität als Muffinbäcker präsentiert bekommen, da ist die Spioniererei auch fast schon wieder zu Ende. Dazu läßt der Film von Anfang an keinen Zweifel daran, wer der gesuchte Superschurke wirklich ist; auch die Identität seiner rechten Hand ist nie ein Geheimnis.
Am Ende mündet diese vorhersehbare Rahmenhandlung dann wenigsten noch in einem furiosen, wenn auch etwas unvermittelt endenden Showdown, dem der unvermeidliche Friede-Freude-Eierkuchen-Moment folgen muß. Ich denke, daß Mißverhältnis zwischen Slapstick und Handlung - gerade auch, was deren Niveau angeht - läßt sich am Besten mit einer 3+ zusammenfassen. Ich gebe aber unumwunden zu, daß Leute, die sich auf mehr Gru & Familie eingestellt hatten, eher niedriger landen werden - ebenso wie die "Minions"-Fraktion höhere Noten vergeben wird. Mal sehen, wie das im nächsten Jahr wird, wenn die Minions selbst einen Film tragen müssen.
Gruß
Kasi Mir