Na, dann will ich Roughale natürlich nicht enttäuschen - wobei, "angeteasert" nicht ganz vollständig ist, denn ich hatte die "Drei" nicht nur ihm gegenüber angekündigt, sie steht auch bereits seit kurz nach Mitternacht am Dienstag auf dieser Website - also Stunden vor obigem Post.
Und ich meine das tatsächlich ernst: für mich war die 2019er-Ausgabe von "Charlie's Angels" ein mittelmäßiger Film. Nicht mehr, aber aben auch nicht weniger. Niemand hat etwas verpaßt, wenn er den Film nicht gesehen hat, aber ich fand ihn z.B. besser als beide vorherigen "Angels"-Filme (im Vergleich zum ersten Teil von 2000 aber nur sehr knapp), und ich habe mich die meiste Zeit über nicht gelangweilt. Die Comedy-Elemente in diesem Film funktionierten für mich größtenteils und waren weit weniger überzogen und theatralisch als in den Filmen mit Barrymore, Liu und Diaz. Die Actionszenen waren etwas lang geraten und wie heute leider viel zu oft total hektisch geschnitten, aber schlimmer als z.B. in den Brosnan-"Bonds", in den "Fast & Furious"-Filmen oder bei den "Bad Boys" war es meiner Ansicht nach nicht; sie waren - bis auf die Sequenz vor den Toren von Istanbul - auch nicht endlos lang, und die "Angels" hatten meiner Ansicht nach jeweils genug individuelle Probleme, um sie Szenen nicht völlig unrealistisch wirken zu lassen. Sie setzen natürlich voraus, daß die Gegner nicht koordiniert angreifen und mieserable Schützen sind - aber das kennen wir ja von anderen Actionkomödien, z.B. "Stuber" vor ein paar Monaten.
Meiner Ansicht nach hätte man aus dieser Version von "Charlie's Angels" sogar einen guten Film machen können, wenn Frau Banks und ihr Co-Autor die Rahmenhandlung nicht von vornherein als Nebensache betrachtet und eine etwas cleverere Geschichte gebastelt hätten, statt eine 08/15-Schnitzeljagd nach einem McGuffin zu veranstalten und logistische Probleme mit Technobabble zu lösen. Auch die "Wendungen" des Films sind alle total vorhersehbar und sorgen für wenig Spannung.
Die Elbphilharmonie als High-Tech-Firmenzentrale umzuinterpretieren ist auch nicht ungewöhnlich - für Einwohner der Stadt natürlich kurios, aber sonst fällt das nicht groß auf, und der Film wollte offenbar ein ausgefallenes Gebäude als Eyecatcher haben. Mission accomplished, würde ich sagen
; jedenfalls machen die Produzenten der Bond-Filme das seit Jahrzehnten ganz genauso.
Last but not least noch eine Anmerkung zu den Hauptdarstellerinnen: ich fand die allesamt in Ordnung; niemand hat da jetzt eine oscarreife Performance abgegeben, aber mir ist auch keine der drei Damen negativ aufgefallen. Ich war im Gegenteil sogar positiv überrascht, daß Kristen Stewart auch Komödiantisches spielen kann; bisher waren ihre Rollen selbst in Komödien wie "Adventureland" eher zurückhaltend-ernst und nicht so flippig wie hier. Aber das hat ja selbst Roughale positiv vermerkt.
Lange Rede, kurzer Sinn: "Charlie's Angels" (2019) war für mich ein netter, wenn auch nicht besonders origineller Film für Zwischendurch - den kann man gut einmal schauen, muß man aber nicht. Das ist für mich die Definition von einer "Drei."
Zum Abschluß noch eine Rückfrage an Dich Roughale - kannst du mir erklären, wo für Dich die Unterschiede zwischen den "Angels" und dem Vorjahres-Sneakfilm "The Spy Who Dumped Me" liegen, die Dich in einem Fall zu einer "Sechs" und in dem anderen zu einer "sehr guten 2 plus" als Endnote gebracht haben. Für mich waren die Filme sowohl von der Rahmenhandlung, als auch in deren Herangehensweise, was Plot, Action-Choreographie und Comedy betraf, sowie von der Tonart der Darstellung praktisch gleich gestrickt. Bei mir beide Filme deswegen die gleiche Note bekommen, weswegen mich besonders interessieren würde, wo für dich da die Unterschiede lagen.
Gruß
Kasi Mir