Hallo allerseits,
von mir gibt es eine
Zwei minus für „We're the Millers“, was ihn zusammen mit „This is the End“ an die Spitze der Komödien des Jahres 2013 setzt. Auch ich war positiv überrascht von dem Film von Rawson Thurber („Dodgeball“), vor allem nach dem Trailer, der eine Freakshow nach Muster von „Identity Thief“ befürchten ließ. Doch die „Millers“ sind bissiger, die Charaktere sind realistischer gegen den Strich gebürstet, und selbst die in Hollywood wohl unvermeidliche Familienwerdung dieser Patchwork-Schmugglertruppe ist weniger aufgesetzt und nicht ganz so Marke „Friede, Freude, Eierkuchen“ ausgefallen.
Ein Plus der „Millers“ liegt sicherlich darin, daß der Film sich nicht scheut, seine Hauptfiguren unsympathisch aussehen zu lassen. So ist der familienstiftende David (Jason Sudeikis) ein zynischer, kalkulierender Egoist; ähnlich wie seine Wahltochter Casey (Emma Roberts), bei der nur gelegentlich der kichernde Teenager durch den Sarkasmus durchscheint. Demgegenüber ist die Stripperin Rose (Jennifer Aniston) zwar durchaus ebenfalls schlagfertig, aber insgesamt doch sozialer veranlagt, wenn auch nicht immer mit den richtigen Instinkten ausgestattet. Und Kenny (Will Poulter) ist der prototypische naive, schüchterne Nice Guy, der selbst David für einen netten Nachbarn hält, obwohl er von seiner Beschäftigung als Drogendealer weiß.
Der Realismus hat natürlich Grenzen, denn eine komplett realistisch angelegte Geschichte dieser Art würde wohl eher den Verlauf einer Tragödie denn einer Komödie nehmen. So wirkt David nicht wirklich wie ein Drogendealer (zumindest nicht wie einer, der diesem Beruf seit über einem Jahrzehnt erfolgreich nachgeht), Casey nicht wirklich wie ein Straßenkind, und Rose ist trotz R-Rating natürlich eine dieser nur in Hollywoodfilmen existierenden Stripperinnen, die ihre Dessous nie ablegen. Auch das Setup – einen mit Drogen randvolles Wohnmobil einfach mal nach Mexiko und zurück zu fahren – läßt jegliche Vorsicht vermissen, und die Bösewichte, die sich der falschen Familie an die Fersen heften, wirken zwar gefährlicher als jene in „Identity Thief“, sind aber trotzdem natürlich viel zu harmlos.
Doch das soll den Spaß an der Komödie nicht mindern, denn die Drehbuchautoren – die ihr Werk zum Teil bei „Married with Children“ gelernt haben – sagen sich „wenn schon High Concept, dann wenigstens richtig“ und schicken die Familie in eine hakelige Situation nach der anderen, jede mit der akuten Gefahr, ihre Scheinidentität als Familie auffliegen zu lassen oder gar das Leben zu verlieren. Dabei punktet der Film damit, abseitige, oft auch unartige Gags nicht nur anzudeuten, sondern konsequent durchzuziehen, es dann aber auch dabei zu belassen und Gags nicht weit über ihre Pointe zu dehnen. Dabei entstehen diverse überraschende Situationen mit vielen, oft unerwarteten Lachern. Natürlich zündet nicht jeder Gag, und gerade die größeren Handlungsbögen – das Zusammenwachsen der falschen Familie, die Emanzipation des netten Kenny, sowie einige Überraschungen über die Herkunft der Drogen, vor allem aber auch der Showdown nach Rückkehr sowie die abschließende Sequenz sind meilenweit im Voraus zu erkennen. Aber insgesamt überwiegen die positiven Überraschungen, und machen „We're the Millers“ zu einer durch und durch unterhaltsamen Komödie, bei der weit mehr als nur die Outtakes am Schluß sehenswert sind. Wobei ich die Outtakes keinesfalls kleinreden möchte.
Gruß
Kasi Mir