Hallo allerseits,
nun haben wir also den (seit der Digitalisierung des Streits) ersten 3D-Film in der Sneak gehabt – allerdings nicht in 3D, sondern klassisch analog und flach auf die Leinwand gebracht. Damit ist nun also immerhin klar, daß auch Tips auf 3D-Filme durchaus nicht chancenlos sind.
Der Film selbst war deutlich weniger schwer verdaulich, als ich das nach den schlechten Vorabkritiken aus den USA – und dem nicht gerade vielversprechenden Trailer – befürchtet hatte; dabei liegt das vor allem daran, daß der Film sich wenigstens nicht immer zu ernst nimmt, und an der wohl besten Einzelentscheidung der Produzenten, nämlich die Wahl des Hauptdarstellers. Ryan Reynolds hat zwar durchaus schon ernsthaftere Filme gedreht, seine Stärke ist jedoch die Darstellung des charmanten Chaoten, der in den Tag hinein lebt und mit einem Lächeln auch gröbere Schnitzer vergessen machen kann. Dies ist für „Green Lantern“ auch gerade deswegen so wichtig, weil das ganze Konzept dieses Superhelden doch recht hölzern und altbacken wirkt und die Umsetzung von Regisseur Martin Campbell ("Goldeneye", "Casino Royale") auch eher unfreiwillige Komik erzeugt. Vom Namen „Green Lantern“ über die Grundkräfte „Willen“ und „Angst“, die von Gut und Böse genutzt werden, bis hin zu den Unsterblichen, die diese intergalaktische Polizeitruppe gegründet haben, wirkt alles etwas zu dick aufgetragen und zu ernst gespielt. Auch Mark Strong als „Lantern“-Chef wirkt nicht nur optisch unecht, er spielt den humorlosen Oberpolizisten auch überraschend sperrig und aufgesetzt. Insofern wird Auflockerung, vor allem eben durch Reynolds' Hal Jordan, seine lakonischen Anmerkungen und kleine Gesten, dringend gebraucht, die einem einfach signalisieren, daß man die ansonsten recht typische Weltretter-Handlung nicht so ernst nehmen braucht. Das läßt einen auch die anstrengenderen Momente überstehen, die vor allem immer dann entstehen, wenn entweder Details über die grünen Laternen erzählt werden, oder schlimmer noch Hal ein aufrichtiges Gespräch mit seiner Flamme Caron (Blake Lively als geradezu prototypisches Eyecandy mit Damsel-in-Distress-Geschmack) hat. Hier fragt man sich manchmal, ob sich die vier Drehbuchautoren um Greg Berlanti vielleicht im Genre verirrt haben – wenn man weiß, daß gerade Berlanti eigentlich von TV-Familien- und Teenieserien (u.a. „Dawson's Creek“, „Everwood“, „Brothers & Sisters“) kommt, ist das auch gar nicht so abwegig.
Die Handlung bietet auch nicht viel Originelles: eine klassische Origin Story (komplett mit dem zweifelnden Helden, der sich für ungeeignet hält und trotz Superkräften erst seine eigenen Schwächen überwinden muß) wird mit Weltrettung vor einem angeblich übermächtigen Gegner kombiniert (die dann allerdings überraschend kurz abgehandelt wird), einige weitere Storylines, so z.B. die vom Wissenschaftler Hector (Peter Sarsgaard), der mit der Macht der Angst in Berührung kommt, wirken wenig durchdacht und werden nicht konsequent weiterverfolgt. Alles in allem wirkt „Green Lantern“ wie eine durchschnittliche TV-Pilotfolge mit größerem Spezialeffekt-Budget. Während ich mir die Titelfigur durchaus in weiteren Abenteuern ansehen würde, kann ich mir das für den restlichen Einfälle des Films schon deutlich weniger vorstellen, zumal der krude Kampf der sogenannten Grundkräfte Willen<->Angst in einem zweiten Teil sicherlich weitergehen würde, wie man kurz nach Beginn des Abspanns mitgeteilt bekommt. Insgesamt besser als „Catwoman“, „Daredevil“ oder die „Fantastic Four“-Filme, aber eben auch meilenweit von Genrestandars wie den ersten beiden „Spider-Man“ oder den Nolan-Batmans entfernt; von mir gibt es dafür eine 3-.
Gruß
Kasi Mir