Hallo allerseits,
emma hat geschrieben:Das Buch fand ich jedenfalls phantastisch, den Film nicht. Nicht, weil ich das Buch schlecht umgesetzt sehe (das ist es), sondern weil ich ihn trotz aller Tränendrüsendrückerei ziemlich blutleer fand.
Da spricht emma wirklich den Kern dessen an, was auch meiner Ansicht nach bei der Kinofassung von "The Time Traveler's Wife" schief läuft - es ist ja an sich in Ordnung, sich bei einer Filmadaption eines Buches auf das zu beschränken, was man für den Kern der Sache hält - und das selbst dann, wenn andere Leser den Kern ganz woanders verorten. Nur sollte man sich dann auch Mühe geben, zumindest diesen Teil der Geschichte stimmig und nachvollziehbar abzubilden.
Ich bin ja seit jeher ein Vertreter der Ansicht, daß ein Film auch dann, wenn er auf einem Roman (oder einer anderen Vorlage) basiert, zuallererst als
Film funktionieren muß; davon rücke ich natürlich auch bei Robert Schwentkes "Time Traveler's Wife" nicht ab, auch wenn ich zumindest partiell in emmas Situation bin (die Romanvorlage - natürlich auch hier die Originalfassung
- ist gerade meine ÖPNV-Lektüre, von der ich allerdings erst ein gutes Drittel konsumiert habe). Insofern gibt es von mir keine Abzüge für das Weglassen vieler Kleinigkeiten wie dem fortgesetzten Gebrauch deutscher und französischer Floskeln, die Auskleidung der Zeitreisen mit 80er- und 90er-Jahre-Kulturgut und habe auch kein Problem mit der wesentlich lineareren Erzählweise des Films. Ich hätte mir nur gewünscht, daß dem praktischen Probleme des ungewollt Zeitreisenden und seinen Lösungsansätzen etwas mehr Raum geblieben wäre.
Wenn man sich nun aber auf die "Love Story" im Zentrum von "The Time Traveler's Wife" beschränkt, dann muß man sie auch erzählen. Auch mir haben Bana und McAdams als Darsteller der Hauptfiguren gut gefallen, und die anfängliche Kennenlernphase (die ja nur für Henry wirklich ein Kennenlernen ist) ist wirklich gelungen. Doch wie die beiden sich wirklich ineinander verlieben (was ja zwei separate Geschichten in der Geschichte sind) wird für mich nie wirklich deutlich - kein Wunder, denn die zahllosen Treffen von Henry und der heranwachsenden Claire sind auf drei Szenen zusammengestrichen (von denen zwei von Claire als Kind handeln, also nicht wirklich romantischer Natur sind), und von Henrys Gefühlswelt (und wie sie sich und ihn verändert) wird noch weniger preisgegeben.
Genauso verhält es sich später im Film, wenn die Probleme des Zeitreisenden wieder Willen - vor allem aber der zurückbleibenden Frau - offenbar werden und die Beziehung in Probleme stürzen. Drehbuchautor Bruce Joel Rubin und Regisseur Robert Schwentke ("Flightplan") lassen hier keine Gelegenheit aus, schmalzige Musik und - sie sind einfach nicht totzukriegen - Filmmontagen als schwachen Ersatz für die tatsächliche Erzählaufgabe des Films zu benutzen. So hält der Film seine Zuschauer immer da auf Abstand, wo er sie meiner Ansicht nach ganz nah an die Figuren heranholen sollte; das ganze bleibt im buchstäblichen Sinne oberflächlich. Ironischerweise kann Rubin dabei durchaus schreiben, was im "Time Traveler" fehlt, hat er doch genau solche Szenen vor knapp 20 Jahren in seinen Kitsch-Klassiker "Ghost" eingebaut. Da sind mir dann die Nicholas-Sparks-Verfilmungen ("The Notebook", "Message in a Bottle", "A Walk to Remember", weniger "Nights in Rodanthe") noch lieber, die zwar deutlich kitschiger sind, den Zuschauer aber wenigstens an den Charakteren und ihren Gefühlen teilhaben lassen.
Trotzdem ist "The Time Traveler's Wife" beileibe kein Totalverlust; die Geschichte ist zwar recht oberflächlich erzählt, die gut aufgelegten Hauptdarsteller und immer wieder durchkommender trockener Humor ("I was trying to get away from Henry." - "How's that working out for you?"), der sich hauptsächlich aus den Absurditäten und Paradoxien des Zeitreisens speist, heben den Film aber deutlich an und bewahren ihn davor, wirklich anstrengend zu werden. Insgesamt gibt es eine 3- von mir, wie meistens für oberflächliche, belanglose, aber nicht schmerzhafte Werke; das Buch werde ich sicher weiterlesen, ob ich den Film meiner DVD/Bluray-Sammlung hinzufügen werde, kann wohl nur ein Zeitreisender beantworten.
Gruß
Kasi Mir