#673 Rendition
Verfasst: 2007-11-13 2:45
Hallo allerseits,
auch für Roughale zum Nachschlagen (ich mußte ja vorhin doch recht eilig weg) hier nochmal etwas ausführlicher meine Gründe, warum ich "Rendition" nur mit einer 3- bewerte (womit ich diesmal scheinbar eher im unteren Bereich liege).
Dabei muß man es eigentlich gar nicht so lang auswalzen - mir ist "Rendition" schlicht und ergreifend zu glatt und zu einfach gestrickt. Ich fühle mich an "The Life of David Gale" erinnert (den Roughale AFAIR auch besser fand als ich ), der in seiner Gut-Böse-Schematisierung sogar noch etwas penetranter war. Aber auch hier ist eigentlich von Anfang an die Frontlage klar - ein ganz eindeutig unschuldiger (die winzigen Zweifel, die der Film zwischendurch streut, fallen hier nicht ins Gewicht) US-Einwohner ohne Staatsangehörigkeit wird aufgrund von fadenscheinigen Indizien festgenommen, ohne Anwalt verhört und dann schließlich ins namenlose Ausland entführt, wo eine "befreundete Nation" dann die Folter durchführt, die US-Beamten untersagt ist.
Dabei ist die Initiatorin dieser "Rendition", Corinne Whitman, mit eindimensional noch sehr großzügig beschrieben; stellenweise wirkt Streep hier noch diabolischer als im "Manchurian Candidate". J.K. Simmons ist verschenkt als CIA-Bürokrat, Reese Witherspoon bekommt wenig Gelegenheit, überhaupt etwas darzustellen, und Jake Gyllenhaal wirkt über weiter Strecken wie Trance, was die Entwicklung seiner Figur auch nicht nachvollziehbarer macht.
Im Kern steckt das Problem für mich aber nicht im Schauspiel, sondern in der Story - denn dieser Film drückt sich vor der Thematisierung des eigentlichen Problems, indem er immer den einfachen Weg wählt. Natürlich wird so ziemlich jeder dem Satz "Unschuldige zu foltern ist grausam und unmenschlich" zustimmen, zumal wenn die Initiatoren dieser Folter so borniert undrechthaberisch darsgestellt werden, wie Mrs. Whitman. Den eigentlich interessanten Fragen "Kann man Folter überhaupt rechtfertigen?", "Bringt Folter überhaupt irgendetwas?" oder auch "Wie verhalten sich Nutzen und Folgeschäden von Folter?" weicht der Film damit sauber aus, hier hätte ich einen differenzierteren Umgang mit dem Thema deutlich spannender gefunden.
Was bleibt von "Rendition"? Nun, der B-Plot um die aufmüpfige Tochter des nordafrikanischen Polizeichefs ist zwar auch nicht gerade filigran gestrickt, erfüllt aber seinen Zweck, die Monotonie der Peinigungen zu brechen, und fließt auf durchaus clevere Weise mit der Haupthandlung zusammen. Omar Metwally (als Opfer der "Rendition") spielt seine Rolle glaubwürdig und macht die Folgen der Folter plastisch. Auch Peter Sarsgaard und Alan Arkin spielen ihre kleinen Rollen souverän, was vor allem gegenüber Meryl Streep auffällt, die diese Art von Rolle inzwischen wohl auf Autopilot spielen kann (zum Glück spielt sie zumindest hin und wieder, wie z.B. in "Adaptation.", auch noch Rollen, die sie mehr fordern). Das macht den Film darstellerisch etwas schwächer, storytechnisch leicht besser als "David Gale" - also ist es nur fair, beiden Filmen die gleiche Endnote zu verpassen.
Gruß
Kasi Mir
auch für Roughale zum Nachschlagen (ich mußte ja vorhin doch recht eilig weg) hier nochmal etwas ausführlicher meine Gründe, warum ich "Rendition" nur mit einer 3- bewerte (womit ich diesmal scheinbar eher im unteren Bereich liege).
Dabei muß man es eigentlich gar nicht so lang auswalzen - mir ist "Rendition" schlicht und ergreifend zu glatt und zu einfach gestrickt. Ich fühle mich an "The Life of David Gale" erinnert (den Roughale AFAIR auch besser fand als ich ), der in seiner Gut-Böse-Schematisierung sogar noch etwas penetranter war. Aber auch hier ist eigentlich von Anfang an die Frontlage klar - ein ganz eindeutig unschuldiger (die winzigen Zweifel, die der Film zwischendurch streut, fallen hier nicht ins Gewicht) US-Einwohner ohne Staatsangehörigkeit wird aufgrund von fadenscheinigen Indizien festgenommen, ohne Anwalt verhört und dann schließlich ins namenlose Ausland entführt, wo eine "befreundete Nation" dann die Folter durchführt, die US-Beamten untersagt ist.
Dabei ist die Initiatorin dieser "Rendition", Corinne Whitman, mit eindimensional noch sehr großzügig beschrieben; stellenweise wirkt Streep hier noch diabolischer als im "Manchurian Candidate". J.K. Simmons ist verschenkt als CIA-Bürokrat, Reese Witherspoon bekommt wenig Gelegenheit, überhaupt etwas darzustellen, und Jake Gyllenhaal wirkt über weiter Strecken wie Trance, was die Entwicklung seiner Figur auch nicht nachvollziehbarer macht.
Im Kern steckt das Problem für mich aber nicht im Schauspiel, sondern in der Story - denn dieser Film drückt sich vor der Thematisierung des eigentlichen Problems, indem er immer den einfachen Weg wählt. Natürlich wird so ziemlich jeder dem Satz "Unschuldige zu foltern ist grausam und unmenschlich" zustimmen, zumal wenn die Initiatoren dieser Folter so borniert undrechthaberisch darsgestellt werden, wie Mrs. Whitman. Den eigentlich interessanten Fragen "Kann man Folter überhaupt rechtfertigen?", "Bringt Folter überhaupt irgendetwas?" oder auch "Wie verhalten sich Nutzen und Folgeschäden von Folter?" weicht der Film damit sauber aus, hier hätte ich einen differenzierteren Umgang mit dem Thema deutlich spannender gefunden.
Was bleibt von "Rendition"? Nun, der B-Plot um die aufmüpfige Tochter des nordafrikanischen Polizeichefs ist zwar auch nicht gerade filigran gestrickt, erfüllt aber seinen Zweck, die Monotonie der Peinigungen zu brechen, und fließt auf durchaus clevere Weise mit der Haupthandlung zusammen. Omar Metwally (als Opfer der "Rendition") spielt seine Rolle glaubwürdig und macht die Folgen der Folter plastisch. Auch Peter Sarsgaard und Alan Arkin spielen ihre kleinen Rollen souverän, was vor allem gegenüber Meryl Streep auffällt, die diese Art von Rolle inzwischen wohl auf Autopilot spielen kann (zum Glück spielt sie zumindest hin und wieder, wie z.B. in "Adaptation.", auch noch Rollen, die sie mehr fordern). Das macht den Film darstellerisch etwas schwächer, storytechnisch leicht besser als "David Gale" - also ist es nur fair, beiden Filmen die gleiche Endnote zu verpassen.
Gruß
Kasi Mir