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#672 American Gangster

Verfasst: 2007-11-06 10:42
von Roughale
Ja ja, wie es immer so mit überlangen Filmen ist, sie sind halt lang und auch schon mal zu lang, obwohl das hier sich netterweise echt in Grenzen hielt. Ebenso mit der überschwülstigen Heroisierung wurde nett zurückgehalten, was dem Film gut getan hat. Einiger Pathos kam schon vor, besonders fiel der Fall der Imperiums zu Ave Maria dabei abstossend auf.

Russel Crowe spielte mal zurückhaltend und kam daher recht gut weg, es hat gefallen. Denzel Washington hingegen war halt wieder Denzel Washington und dem nehme ich einen eiskalten Gangster irgendwie nicht ab. Eventuell war das die Absicht um den Kontrast zwischen Mörder und Familenoberhaupt zu verdeutlichen, aber bei den kaltblütigen Morden wirkte er einfach nicht fies, gar nicht fies sogar.... das schlägt sich etwas negativ nieder.

Die Erzählweise war ruhig und die Zusammenführung der beiden Hauptpersonen war für mich gelungen, nur das Ende, dass Crowe dann noch sein Anwalt wird war nicht "based on a true story" - "this was purely out of the creativity department" wie Jonathan Frakes bei X-Factor sagen würde ;)

Aber irgendwie fühlte man dem Film die 160 Minuten nicht so deutlich an, er war deutlich kurzwweiliger als zum Beispiel Epic Movie, auch wenn er fast doppelt so lang war...

Ich gebe ihm mal ene 2-.

American Gangster

Verfasst: 2007-11-06 10:45
von Kalterkaffee
Mal kurz angerissen:

Irgendwie belangloser Film, nicht schlecht, aber total belanglos.
Das hat man alles schon mal gesehen, da war eigentlich nix wirklich neues oder überraschendes drin.
Fühlte mich sehr an Filme wie Blow, Untouchables, Catch Me if you can und derartiges erinnert. Letzteren erwaehne ich aufgrund der Lage, das auch dort der Verbrecher seine Fähigkeiten bzw. Infos benutzt um der Polizei zu helfen.

Eins ist noch sehr aufdringlich nervig gestaltet:
Für eine lauflänge von ca. 160 min wird die Wandlung von Russells Figur vom "BoyScout" zum Verteidiger des Ober-Gangsters aber ziemlich schnell hingewurschtelt. Ich meine, er jagt ihn, nimmt keine Gefallen an, lässt sich auf keine Deals ein, aber am Ende wird er zum Strafverteidiger von Lucas? Mal ehrlich, Wahre Begebenheit hin oder her, im Film ziemlich unglaubwürdig.

Ich gebe ihm mal ne schwache 4. Denn gut geklaut ist immer noch besser als Boll- oder AndersonFilme.

Verfasst: 2007-11-06 12:16
von Prusseliese
Der Film war zäh wie eine Schuhsohle! Was sollte die Überlänge? In 90 Minuten wäre die Story sicher besser erzählt gewesen und ein bisschen mehr Tempo hätte der Sache gut getan. Statt dessen werden wir hier noch über jeden kleinsten Firlefanz in Kenntnis gebracht.

Mich haben die vielen Stereotypen genervt. Die Story mag ja auf einer wahren Begebenheit beruhen, aber jeder einzelne Charakter war jawohl total überzeichnet.

Verfasst: 2007-11-06 15:13
von HK
Immerhin wurde bei der "Werbung"? mit Trailern schonmal der Trailer für American Gangster gezeigt ... dadurch kannte man schonmal die Schlüsselszenen vor dem Hauptfilm ;)

Hätten den Film auch in Trailerlänge lassen können ... da war alles wichtige drin und es wäre schneller zu ende gewesen ;)

Verfasst: 2007-11-06 16:34
von Rufus Nasedo
Huch, jetzt haben wir hier 2 Threads. Ich nehme mal den hier, da der die schöne Nummer vorne dran hat und denke mir, dass wird einer unser Top-Mods schon noch zusammenschieben nachher.

Gangster, Cops, Mafia, Drogen, Vietnam und alles ist bunt gemischt. Ein Blick auf den Drogenbaron Harlems und darüber hinaus Ende der 60er/Anfang der 70er. Auf wahren Begebenheiten beruhend und ziemlich spannend (habe gleich mal angefangen danach Hintergrundinfos zu der Historie dahinter durchzulesen, vorallem den Artikel auf den der Film weitesgehend beruht).

Gut gemacht. Top besetzt: Denzel Washington, Russel Crowe, Chiwetel Eijofor, Josh Brolin, Carla Gugino, Armand Assante, Cuba Gooding Jr. und noch einige bekannte Gesichter und gut gewählte Darsteller, dazu Ridley Scott als Regisseur, der eigentlich immer was starkes hinlegt. Wunderte mich fast, dass Terrence Howard nicht dabei war. Wäre seine Art von Film und habe sowieso das Gefühl, der ist derzeit in jedem 2. Film dabei.

Über 2 1/2 Stunden waren mir grundsätzlich ebenfalls ein wenig lang, aber nur grundsätzlich, der Film schaffte stets nicht durchzuhängen, sondern immer weiter was zu erzählen (was bei ca. 7 Jahren umspannender Story auch etwas leichter ist als bei Filmen, deren Inhalt sich vllt auf ein paar Tage erstrickt) und so blieb der Film stets interessant.

Kein Meisterwerk, aber sehr gut gemacht. Ein Gangsterfilm der Realität versprüht und zwar mit dem Charme der 60er/70er und nicht diesem neumodischen Wannabe-Gangster-Getue von heute mit mehr Show als dass was dahintersteckt (wie dieses Ding von 50 Cent, sowas darf sich heute zumeist Gangsterfilm schimpfen).

Ich denke Denzel passte ganz gut, eben weil er kein Fiesling sein sollte. Wieso sollte nen Drogenbaron fies sein und nicht einfach geschäftstüchtig. Er hat seinen Job gemacht (der einfach illegal ist, aber trotzdem nen Geschäft) und Konkurrenten oder Störenfriede hat er erledigt und auch nur wenn er meinte es muss sein, bzw. um seinen Status zu untermauern. Dass er nen irrer Bösewicht ist, der aus Spaß killt oder einfach aus Bösartigkeit sollte gar nicht vermittelt werden. Ich sah in ihm einen Geschäftsmann in einem eben gefährlichen Geschäft und das brachte er wie ich fand gut rüber.
Bin ja auch sonst kein Fan von Russel Crowe, aber hier konnte ich ihn recht gut ab, da er sich wie Roughale richtig sagte zurückhielt und nicht übertrieben wirkte wie sonst oft in seinen Filmen und dann ist er auch recht gut anzusehen.
Und natürlich fiel auch Cuba Gooding Jr. auf. Kaum nen Darsteller hat nach nem Oscar so nen Drive nach unten erlebt (naja Halle Berry hat ja auch dran gearbeitet, aber fängt sich grade wieder). Schön zu sehen dass Cuba sogar in noch durchaus ernsthaften Filmen unterkommt und nicht nur so nen Kram wie Daddy Day Camp 2 machen muss und ne Rolle zu übernehmen, die Eddie Murphy nicht nochmal wollte, bzw. ne kleine Nebenrolle in Norbit..., das sagt dann schon einiges über den derzeitigen Stellenwert eines Schauspielers aus. Kann man nur hoffen, dass es wieder bergauf geht.

Alles in allem sehr ordentlich und interessant der Film. Von mir gibt es ne 3+.

Verfasst: 2007-11-07 12:25
von Kasi Mir
Hallo allerseits,
ich habe die beiden Diskussionsfäden zu "Gangster" mal zusammengeführt, damit man sich nicht wie unser indianischer Besucher Rufus entscheiden muß. 8)

Von mir bekommt der Film eine glatte Drei - für einen Film mit Denzel Washington in der zentralen Rolle ist das schon ziemlich viel, denn ich persönlich halte ihn für ziemlich überbewertet (und seinen Oscar ausgerechnet für "Training Day" für eine der absurdesten Entscheidungen der Academy in den letzten 20 Jahren). Washington funktioniert recht gut als Supporting Player wie zuletzt z.B. in "Inside Man", wo er einen Film nicht tragen muß und keine allzu fordernde Rolle spielen muß. Bei seinen Hauptrollen kommt leider viel zu oft (so z.B. in "Training Day", aber auch in "Out of Time") sein Hang zu aufgesetztem, prahlerisch-pathetischem Spiel durch.

Dies kann man ihm in "American Gangster" nicht vorwerfen, im Gegenteil spielt er Frank Lucas so zurückgenommen und ausdrucksarm, daß er selbst bei seinen Gewaltausbrüchen verschlossen und unbeteiligt wirkt. Damit verfällt er leider ins andere Extrem und erschwert es dem Zuschauer, Franks Motivationen zu verstehen. Im Unterschied dazu geht Russell Crowe wie schon bei "The Insider" oder "A Beautiful Mind" wieder völlig in seiner Rolle auf und stellt den "Unbestechlichen" Richie Roberts sehr plastisch und glaubwürdig dar, was umso beachtlicher ist, da das Skript Crowe eigentlich gar nicht so viel Material zubilligt.

Und sind wir schon bei dem eigentlichen Grund, warum ich "American Gangster" nur ein "befriedigend" verpasse - dem Drehbuch nämlich, daß aus der Geschichte des ersten afroamerikanischen Drogenbarons wenig mehr macht als eine mit Klischees gespickte, leicht unterkühlte Version der ewig gleichen Ballade vom Aufstieg und Fall einer Gangster-Größe. Sehr gemächlich, aber dennoch wie am Fließband werden die üblichen Stationen - in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, Quereinstieg in die organisiserte Kriminalität, Aufstieg in vermeintlich unbedeutende Vertrauensposition, dann selbständig machen mit einer einfachen Idee, immer größer werdende Erfolg, schöne Frau, mit dem Erfolg kommen die Probleme, nicht wissen, wann man aufhören soll usw. usf. - abgehandelt, wobei der Film fast eine Dreiviertelstunde braucht, um richtig in Gang zu kommen. Zudem wirken viele Nebenfiguren (mögen sie auch auf tatsächlichen Personen basieren) doch sehr stereotyp, sei es Josh Brolins "ich kann mir alles erlauben" Detective Trupo, die größtenteils dämlich-gierigen Brüder von Frank Lucas, Cuba Gooding jr. als flamboyanter Geschäftspartner (der aus der Story ohne Probleme komplett hätte entfernt werden können) oder auch Lymari Nadal als Lucas' Ehefrau Eva.

Insgesamt hätte man den Film ohne Probleme um 30-40 Minuten kürzen können, ohne der Charakterentwicklung (soweit vorhanden) wesentlich zu schaden; er war allerdings nicht über weitere Strecken langweilig, so daß der Vergleich zu den anderen Sneak-Filmepen des Jahres, "Zodiac" und "The Good Shepherd", zu "Gangsters" Gunsten ausfällt. Daher geht die Drei schon in Ordnung, für mehr hätten Regisseur Ridley Scott und Autor Steven Zaillian IMHO auch etwas mehr als "Business as usual" aus dieser Story machen müssen.

Gruß
Kasi Mir

So long, ...

Verfasst: 2007-11-07 14:44
von Spalter IMK
Tja, was soll man dazu sagen ...?

Als ich an dem Abend sowieso recht erledeigt ins Kino kam und auf einen nicht ganz so langen Film hoffte, war die Ansage nicht gerade hilfreich. Aber ich kämpfte mich durch, den spannenden Träumen nahe. Gegangen bin ich nicht, weil ich dachte, da muss doch noch was passieren, das kann sich doch nicht ewig so weiterziehen, ... aber nein, ... es war tatsächlich möglich.

Crowe fand ich in seiner Rolle recht gut, wenn ich mich auch manchmal sehr an "A Beautiful Mind" erinnert fühlte, was aber nicht schlimm war. Washington war sehr monoton, was den Film extrem zäh machte. Ich würd auch nicht behaupten, dass ein Böser immer fies sein muss. Das er allen gegenüber so gefühllos war spiegelte viel von seinem Charakter wieder, ... so skrupellos, ... dass er seiner Familie weitestgehend auch so gegenüberstand war nur setsam. Man ist aus ihm nicht so recht schlau geworden, auch wenn man dachte, man versteht seine Motive. Alles in Allem war er einfach nur extrem egoistisch, ... sofern extrem noch nicht ausreichend ist.

Na ja, der Film hatte ein paar Szenen, die ich ganz gut fand, wie der 20%-Trinkgeld-Dollar und die kranke Variante von Roberts den Aufgebrachten Leuts einen Toten als Schwerverletzten zu verkaufen um seinen Partner zu schützen. Und die Ohrfeige, die Lucas Mutter ihrem Ältesten verpasste, .... Aber sonst? ... Wie gesagt, sehr mo-no-ton ...

Daher eine 3- meinserseits, ... vielo wäre der Film in einem weniger ermüdeten Zustand besser gewesen, aber ich schätze, ich werde das nie herausfinden.