#606 Adrift (Open Water 2)
Verfasst: 2006-07-18 10:21
Hallo allerseits,
schreibt doch nicht alle auf einmal. -- Nun, dann will ich mal den Anfang machen (so mir Roughale nicht noch knapp zuvorkommt) und "Adrift" seine hochverdiente 5- zu verleihen; der Film ist ein gutes Beispiel dafür, daß man auch mit Untätigkeit viel falsch machen kann. Und damit meine ich nicht die Handlungen der Hauptfiguren!
Der Film - der vom Distributor in "Open Water 2" umgelabelt wurde, obwohl die beiden Filme originär nichts miteinander zu tun haben - macht so ziemlich alles falsch, was er unter der Prämisse anstellen kann; er funktioniert nicht als Horrorfilm, denn der psychologische Terror, den die schier ausweglose Situation hervorrufen soll, wird immer wieder durch lächerliche Handlungen und Dialoge sowie die mit für Touristikwerbung passende Musik unterlegten malerischen Landschaftsaufnahmen zunichte gemacht. Physischen Horror gibt es ohnehin praktisch gar nicht, da im Gegensatz zu "Open Water" keine Haie mit im Spiel sind. Als Charakter- oder Psychodrama funktioniert er auch nicht, da die Figuren nicht wandelnde Klischees sind, über die man so gut wie nichts erfährt. Als Abenteuerfilm à la "Poseidon Adventure" (1972) funktioniert er nicht, da die spährlichen Versuche, an der mißlichen Lage etwas zu ändern, wie Kaugummi in die Länge gezogen und von schier endlosen Sequenzen fast schon lethargischer Untätigkeit unterbrochen sind. Und für einen Kunstfilm (einige der malerischen Aufnahmen von TV-Kameramann Bernhard Jasper lassen auf diese Richtung hindeuten) ist zuviel Dialog vorhanden.
Die durchaus interessante Prämisse, bei der sich die sechs Protagonisten mittels eines simplen, sehr plausiblen Fehlers in Lebensgefahr bringen, hat dabei durchaus Potential; doch muß man immer bis zu 15 Minuten hyserisches Geschrei und blöde Dialoge ertragen, bis sich die unfreiwillig Ausquartierten mal zu einem Selbstrettungsversuch aufraffen; dabei machen sie dann auch noch so viel Offensichtliches falsch, daß man als Zuschauer richtiggehend aggressiv ob der Blödheit der Handelnden wird. Dabei möchte ich nicht behaupten, daß es unrealistisch sei, daß eine Gruppe in Panik genau diese Fehler begehen könnte - das ist gar nicht der Punkt. Nur wird die Handlung dadurch, daß sie nicht völlig absurd ist, nicht automatisch interessant; es macht einfach keinen Spaß, diesen Dilettanten bei ihren inkonsequenten Versuchen zuzuschauen. So hat man als Betrachter die Wahl zwischen Pest (panischer Aktionismus) und Cholera (sterbenslagweilige Lethargie) und wünscht sich sehr bald, das der Film einfach nur zu Ende gehen möge. Von daher gibt es einen Punkt für die Landschaftsaufnahmen von mir, ansonsten ist "Adrift", "Open Water 2", oder wie auch immer der Film sonst noch betitelt werden mag, ein Totalverlust.
Gruß
Kasi Mir
schreibt doch nicht alle auf einmal. -- Nun, dann will ich mal den Anfang machen (so mir Roughale nicht noch knapp zuvorkommt) und "Adrift" seine hochverdiente 5- zu verleihen; der Film ist ein gutes Beispiel dafür, daß man auch mit Untätigkeit viel falsch machen kann. Und damit meine ich nicht die Handlungen der Hauptfiguren!
Der Film - der vom Distributor in "Open Water 2" umgelabelt wurde, obwohl die beiden Filme originär nichts miteinander zu tun haben - macht so ziemlich alles falsch, was er unter der Prämisse anstellen kann; er funktioniert nicht als Horrorfilm, denn der psychologische Terror, den die schier ausweglose Situation hervorrufen soll, wird immer wieder durch lächerliche Handlungen und Dialoge sowie die mit für Touristikwerbung passende Musik unterlegten malerischen Landschaftsaufnahmen zunichte gemacht. Physischen Horror gibt es ohnehin praktisch gar nicht, da im Gegensatz zu "Open Water" keine Haie mit im Spiel sind. Als Charakter- oder Psychodrama funktioniert er auch nicht, da die Figuren nicht wandelnde Klischees sind, über die man so gut wie nichts erfährt. Als Abenteuerfilm à la "Poseidon Adventure" (1972) funktioniert er nicht, da die spährlichen Versuche, an der mißlichen Lage etwas zu ändern, wie Kaugummi in die Länge gezogen und von schier endlosen Sequenzen fast schon lethargischer Untätigkeit unterbrochen sind. Und für einen Kunstfilm (einige der malerischen Aufnahmen von TV-Kameramann Bernhard Jasper lassen auf diese Richtung hindeuten) ist zuviel Dialog vorhanden.
Die durchaus interessante Prämisse, bei der sich die sechs Protagonisten mittels eines simplen, sehr plausiblen Fehlers in Lebensgefahr bringen, hat dabei durchaus Potential; doch muß man immer bis zu 15 Minuten hyserisches Geschrei und blöde Dialoge ertragen, bis sich die unfreiwillig Ausquartierten mal zu einem Selbstrettungsversuch aufraffen; dabei machen sie dann auch noch so viel Offensichtliches falsch, daß man als Zuschauer richtiggehend aggressiv ob der Blödheit der Handelnden wird. Dabei möchte ich nicht behaupten, daß es unrealistisch sei, daß eine Gruppe in Panik genau diese Fehler begehen könnte - das ist gar nicht der Punkt. Nur wird die Handlung dadurch, daß sie nicht völlig absurd ist, nicht automatisch interessant; es macht einfach keinen Spaß, diesen Dilettanten bei ihren inkonsequenten Versuchen zuzuschauen. So hat man als Betrachter die Wahl zwischen Pest (panischer Aktionismus) und Cholera (sterbenslagweilige Lethargie) und wünscht sich sehr bald, das der Film einfach nur zu Ende gehen möge. Von daher gibt es einen Punkt für die Landschaftsaufnahmen von mir, ansonsten ist "Adrift", "Open Water 2", oder wie auch immer der Film sonst noch betitelt werden mag, ein Totalverlust.
Gruß
Kasi Mir