Hallo allerseits,
dann gebe ich mal den Miesmacher (oder "Cineasten und Kritiker", um Roughale zu zitieren) - bei mir hat nämlich auch das Publikum nicht geholfen, ich gebe dem Film eine glatte Fünf.
Zunächst einmal hoffe ich, daß alle, die den "10 Yards" Overacting und Affektiertheit vorgeworfen haben, auch diesen Film hier gesehen haben. Dabei meine ich noch gar nicht mal die ultraschallähnlichen Geräusche, die vor allem von den echten und falschen Frauen dieser Verwechslungskömodie regelmäßig abgesondert wurden - das das eher Realismus denn Overacting ist, kann ich regelmäßig im Hamburger ÖPNV (oder in den Reihen 17-20 des Grindel
) feststellen. Selbst in den übelsten Sitcoms laufen meist zumindest ein oder zwei Figuren herum, die sich in Grenzen normal benehmen, allein schon, um den Unterschied zu verdeutlichen.
"White Chicks" aber ist die Kreuzung der schlimmsten Klischees aus Sitcoms mit den schlimmsten Klischees aus sogenannten "Chick flicks" und den übelsten Auswüchsen dessen, was in Amerika gemeinhin "Black Entertainment" genannt wird. Ausgehend von der ebenso einfachen wie bizarren Grundidee - afroamerikanische Männer werden in weiße High-Society-Mädels verwandelt - liefert der Film von Anfang bis Ende nichts als eine Aneinanderreihung von lahmen, weil offensichtlichen Gags, die zudem meist lang vorangekündigt werden und viel zu lang andauern (warum z.B. fast drei Minuten Screentime mit Karaokenummern zu "A Thousand Miles" von Vanessa Carlton zugebracht wurden, wo für den Gag auch 30 Sekunden gereicht hätten, ist mir schleierhaft). dazu kommen dann noch die immer wieder beliebten und ach so originellen "Körperfunktionsgags", womit man z.B. auf der Damentoilette gleich nochmal zwei Minuten verbrät.
Überhaupt sprengte die Prämisse, vor allem aber ihre Ausführung selbst die großzügigsten, sitcomtechnisch erweiterten Grenzen der "Suspension of Disbelief". So sahen die "White Chicks", in die sich die Wayans-Brüder verwandelten, ihren Vorbildern nicht im Geringsten ähnlich und konnten mimisch noch nicht einmal Frankensteins Monster Konkurrenz machen. Demgegenüber sah Martin Lawrence im von mir mindestens ebenso innig gehaßten "Big Momma's House" noch richtig realistisch aus. Nie im Leben hätte diese Charade auch nur fünf Sekunden lang funktionieren dürfen. Hier wäre es besser gewesen, die falschen Frauen durch die "Echten" Schauspielerinnen darzustellen - nur dann hätten die Wayans-Brüder quasi nichts zu tun gehabt.
Zu den sonstigen typischen Sitcom-Absurditäten wie dem schwarzen Basketballspieler und 'Love Interes' für Shawn Wayans, der hingeschluderten, völlig überflüssigen Liebesgeschichte mit der Reporterin und den restlichen Nebenfiguren von der Zeitverschwendungsfront schweige ich jetzt mal generös - alles in allem steckt in "White Chicks" jedenfalls nicht ein Funken Originalität, der ganze Film hätte auch von einem Computer geschrieben sein können. Vielleicht war er das ja sogar?
Ich habe ja durchaus etwas für Komödien übrig - schließlich war mein Lieblingsfilm des Sneakjahres 2003 ja eine Kömodie - aber das war für mich Bockmist, egal wie gut sich manche Leute in Roughales Reihe amüsiert haben mögen.
Gruß
Kasi Mir