Hallo allerseits,
uns wieder muß sich Klein-Kasi als Retter der Durchschnittsnote betätigen: ich gebe "Love's Brother" nämlich eine simple, glatte Drei.
Roughales Bemerkung, der Film wäre vorhersehbar, ist völlig richtig - geht aber am Ziel vorbei, denn es ist eine genretypische Unabdingbarkeit von Romantic Comedies, daß das Ende schon sehr früh klar wird (Das gilt im übrigen auch für klassische Popcorn-Action). Ob eine Romantic Comedy gut ist oder nicht, zeigt sich IMHO weniger in dem Überraschungsgrad der Rahmenhandlung als im Unterhaltungs- und Überraschungspotential des Weges dorthin. "Der Weg ist das Ziel", wie angeblich schon Konfuzius behauptete.
Und in Sachen Weg macht "Love's Brother" seine Sache eigentlich ganz ordentlich. Natürlich ist der Film von einem gewissen Pathos beseelt, der es nicht immer schafft, auf dem schmalen Grat zwischen Slapstick und Schmalz zu wandeln - da die Hauptfiguren größtenteils italienischer Herkunft sind und der Film zudem noch in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts angesiedelt ist, halte ich die "großen Emotionen" (die ja immer wieder durch kleine Scherze in Darstellung oder Dialog entschärft werden) für vertretbar. Auch Roughales Kritik an Giovanni Ribisis Aussprache kann ich nicht ganz nachvollziehen - ich bin bereits Italienern begegnet, die ganz ähnlich (wenn auch etwas moderner
daherreden. Allenfalls übertreibt es Mr. Ribisi etwas mit der Hölzernheit von Gestik und Mimik - manchmal kam es mir vor, als hätte man Angelo in der Hitze Australiens eingefroren.
Durch die Wahl von Australien, italienischen Einwanderern und den 1950ern als Setting für "Love's Brother" gelingt es dem Film zudem, den immer wieder gleichen US-Großstädten der meisten Hollywood-Romanzen etwas Frisches und Unverbrauchtes entgegenzusetzen. Und selbst in der ach so vorhersehbaren Erzählung des Filmes gibt es durchaus Überraschungen: so hatte ich nicht erwartet, daß Angelo Rosetta gleich bei Ankunft in Australien reinen Wein über den Austausch der Bilder einschenken würde. Natürlich war das realistisch gesehen die einzig sinnvolle Herangehensweise - nichtsdestoweniger hätte eine US-RomCom hier sicherlich eine absurde Charade mit weiteren Verwechslungen und Verwirrungen begonnen, und genau darauf war ich als Kenner von US-Filmware natürlich prä-konditioniert.
Insgesamt ist "Love's Brother" sicherlich kein Meisterwerk - etwas weniger Pathos und ein paar weitere originelle Drehbucheinfälle (wie das Segnen einer Espressomaschine) hätten dem Film sicherlich gut getan. Insgesamt ist das Regiedebüt von Drehbuchveteran Jan Sardi (u.a. "Shine") meiner Ansicht nach aber immerhin nette, harmlose Sommerunterhaltung und in dieser Hinsicht fast so erfolgreich wie "Carolina" vor fast drei Monaten. Und da der eine 3+ bekam, gibt's diesmal eben eine 3 von mir.
Gruß
Kasi Mir