Hallo allerseits,
na dann werde ich mich doch mal in die Mitte einsortieren und es damit weder Roughale noch Mylady recht machen
- ich gebe dem digitalen "Garfield" und seinen Abenteuern nämlich eine 4+.
Das Positive zuerst: Bill Murray kann die ihm eigene trockene, nonchalante Art auch ohne Bild gut herüberbringen und sorgt als Stimme des Titelcharakters dafür, daß auch eher mittelmäßige Gags und Slapstick recht brauchbar unterhalten. Zudem ist der CGI-Garfield selbst nicht schlecht gelungen und kommt dem Original aus Comic Strip und Zeichentrick recht nahe, auch wenn das Compositing - also das Ineinandergreifen von CGI und Realbild - nicht immer gelungen ist. Gerade, wenn Garfield mit Menschen agiert, sticht die Künstlichkeit des Bildes oft deutlich hervor. Trozdem ist gerade die erste halbe Stunde, die im Wesentlichen aus einer Reihe von Sketchen mit Garfield in der Hauptrolle besteht, insgesamt überraschend ansehnlich (wenn auch wenig originell) geraten.
Dann aber versucht der Plot des Films, das Ruder in die Hand zu nehmen, und damit geht es auch bergab, denn die Autoren Joel Cohen und Alec Sokolow - die ihre Karriere als zwei der diversen Autoren von "Toy Story" begannen und danach mit "Money Talks" (#191) und "Goodbye Lover" (#248) noch zwei weitere Skripte in die OF-Sneak brachten - hatten offensichtlich vergessen, einen zu schreiben.
Stattdessen bedienen sie sich der steinalten Grundidee vom "neuen Kind", das Eifersüchteleien bei den Alteingesessenen auslöst und garnieren das Ganz mit einer selbst für Kinderfilme reichlich dünnen Entführungsgeschichte rund um einen gemeinen TV-Moderator. Hier verzettelt sich der Film in langweiligem Herumgerenne und erreicht nur noch ganz sporadisch das Tempo und den Witz der Starthälfte. Ganz deutlich wird dies an den 'menschlichen' Hauptdarstellern Breckin Meyer und Jennifer Love Hewitt, die im ganzen Film überhaupt nichts zu tun haben - selbst die Romanze zwischen Jon und Liz fällt praktisch völlig beschränkt sich auf zwei Szenen, und der Rest der Screentime garnieren sie entweder die Leinwand für Garfield, oder laufen ziel- und letztlich auch zwecklos in den Kulissen umher.
Immerhin weiß der Film, wann er gerade noch rechtzeitig das in Ergebnis wie Entwicklung vorhersehbare Ende setzen muß; nach nur 71 Minuten läuft bereits der Abspann, wohl weil die dünne Rahmenhandlung nicht mehr weiter gestreckt werden konnte, ohne sie zu zerreißen. Trotz der Viertelstunde, die die "Stepford Wives" (#503) länger waren, und trotz ähnlicher Probleme mit Charakterzeichung und Handlungsführung wirkte Frank Oz' Remake noch etwas dichter und amüsanter als die Eskapaden von Garfield und Odie. Da ersterer eine 3- von mir erhalten hatte, gebe ich der Kater-Adaption eine 4+ - davon alleine zwei Punkte für Bill Murray, den einzigen Schauspieler, der in diesem Film vernünftige Arbeit abgeliefert hat.
Gruß
Kasi Mir