Hallo allerseits,
von Okay kann eigentlich keine Rede sein - dieser Film war die mit Abstand schlechtest geschriebene Crime Story, die mir in diesem Jahrhundert (egal nach welcher Lesart
) bisher untergekommen ist. Wenn ich ihm trotzdem noch eine 4 (minus) gebe - und ich habe hart mit mir gerungen, es keine Fünf werden zu lassen - dann liegt das genau an zwei Dingen: erstens an der Tatsache, daß man im Gegensatz zu "Drumline" wenigstens
über den Film lachen konnte und zweitens, weil John Billingsley als Wahingtons Sidekick den Film mit seiner relaxten Art und seinem tockenen Humor wenigstens ein paarmal unterhaltsam machte.
Autor Dave Collard (der bei "Family Guy" hoffentlich besser war) und Regisseur Carl Franklin (der mit "Devil in a Blue Dress" schonmal einen wesentlich besseren Thriller mit Washington gedreht hat) präsentieren uns in "Out of Time" vor allem einen Haufen Klischees und Pappkameraden, deren gemeinsame Charaktereigenschaft extreme Blödheit zu sein scheint. So dürfte selbst ein sporadischer Kinobesucher nach etwa zehn Minuten die krude Story rund um Ehebruch, Drogengeld, Mord, Betrug usw. durchschaut haben - Denzels Charakter braucht dazu fast eine ganze Filmstunde.
Noch besser sind allerdings seine Versuche, das Puzzle (Schwierigkeitsgrad: ca. 10 Teile) zu lösen und währenddessen die zu einem Olymp aufgetürmten Indizien gegen ihn selbst vor den Ermittlern - darunter seine Noch-Ehefrau (Eva Mendes) - zu verbergen. Zum Teil kann man nur noch laut loslachen ob der Absurditäten, die uns der Film dort aufbietet - und wenn auch seine "Cleverness" nicht weiter hilft, greift Kommissar Zufall gerade im rechten Moment ein und läßt Leute in der Mittagspause sein, weggucken, sich schlecht erinnern oder schlicht und ergreifend die Realitäten nicht kapieren. Der Mann sollte Lotto spielen, so viel Glück hat er.
So besteht der Film vor allem aus einer Abfolge blödsinniger bis bescheuerter Vertuschungs-, Ermittlungs- und Dumm-aus-der-Wäsche-guck-Sequenzen die einen immer wieder abwechseln in schallendes Gelächter ausbrechen oder in die Rückenlehre des Vordermannes beißen lassen - hier nur ein paar Beispiele:
- wiederholtes grenzdebiles Macho-Geqeuatche voller Pseudo-cooler zweideutiger Anspielungen, auf die der Drehbuchautor bestimmt extrem stolz ist;
- Cut-and-Paste-Schnellarbeiten mit Faxmaterial;
- Ein Polizeichef, der zu einem Zeitpunkt, wo er noch keine Probleme gehabt hat, vor einer alten Frau flieht, damit er auch ja verdächtlig wirkt;
- ein Verdächtiger, der so auffällig wie möglich eigene Ermittlungen anstellt und sich damit besser selbst verdächtig macht, als das jemand anders durch geschickt angeordnete Indizien je könnte;
- Hotelbalkongeländer aus dem metallischen Äquivalent zu Pappmaché;
usw. usw.usw.
Das Ganze endet dann in genau dem Showdown, den man schon zu Anfang erwartet hat - komplett mit einer völlig heuchlerischen-schleimigen Beichte von Noch-Ehemann zu Noch-Ehefrau ("Hast Du sie geliebt?" - "Nein."
ARGH!). Ohne die Lächerlichkeit des Filmes - und ohne John Billingsley, der zumindest hin und wieder die Blödsinnigkeit der Aktionen seines Kumpels zugibt - hätte ich mich vermutlich zu Tode gelangweilt (und dem Film eine 5+ oder 6 verpaßt), so aber gebe ich der Zeitverschwendung immerhin noch eine schwache Vier und hoffe inständig, daß der talentierte Mr. Billingsley sein Können in Zukunft seltener in schlechten Filmen (oder TV-Serien
) vergeudet und sich stattdessen mal gute Projekte aussucht. Bei Denzel Washington ist nach "Out of Time", "Training Day", "Remember the Titans", "Bone Collector", "Siege" und "He got Game" ohnehin jede Hoffnung verlorene Liebesmüh' zu sein.
Gruß
Kasi Mir